Rätekommunistisches Kollektiv Düsseldorf: Krieg dem Kriege!

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Krieg dem Kriege![1]

Der Krieg um die Ukraine ist ein Ergebnis der imperialistischen Staatenkonkurrenz. Es ist müßig zu ermitteln, wer der „Schuldige“, wer der „Schwächere“ ist. Für die Kalkulationen der Staaten sind derartige Moralfragen unerheblich, für die Propaganda hingegen sind sie äußerst wichtig.

Der Faktencheck: Mit Genugtuung haben die USA und ihre Verbündeten zugeschaut, wie die territorialen Überbleibsel der Sowjetunion (SU) sich von hochindustrialisierten Regionen zu Rohstofflieferanten degradierten. Lediglich die Produktion militärischer Güter behielt Weltniveau. In der Folge wurden zahlreiche ehemalige Ostblockstaaten und SU-Republiken in die EU aufgenommen und in das Militärbündnis der NATO integriert. Die Bedrohung Russlands wurde zusätzlich durch die Kündigung wichtiger Abrüstungsabkommen von Seiten der NATO erhöht. Der weltpolitische Konkurrent schien geschlagen zu sein.

Damit kann sich ein Staat nicht abfinden. Russland will seine Weltgeltung, die es mit seiner Atomstreitmacht noch hat, behaupten, zieht „rote Linien“, droht mit Krieg und führt ihn – auch wenn es die Selbstzerstörung riskiert[2] – letztlich auch aus.

Jeder Staat, der sich auf Kriegskurs befindet, benötigt die Zustimmung weiter Teile der Bevölkerung. Die Akzeptanz zusätzlicher Härten oder eines radikalen Vorzeichenwechsels der Politik von der Friedenspropaganda zur Kriegsagitation ist nicht selbstverständlich. So findet eine 24-stündige Indoktrination durch die Medien und Repräsentanten des Staates statt. Wer sich so nicht überzeugen lässt, wird mit zartem oder heftigem Druck aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen. Das geschieht im Westen wie im Osten. 

Opfer der Staatenkonkurrenz – im Frieden wie im Krieg – sind immer die gemeine Bevölkerung, die Lohnarbeiter. Ihre billige Arbeitskraft schafft die Mittel für die Durchsetzungsfähigkeit der Staaten, sie muss die Lasten der Kriegsvorbereitung und des Krieges tragen, sie darf sich in den Schlachten niedermetzeln lassen. 

Eine Identität von Staatsinteressen und den Bedürfnissen der Bevölkerung nach einem guten und sorgenfreien Leben gibt es also nicht. Es ist ein fataler Irrtum, wenn man den Staat als Dienstleister für das Wohlergehen der Menschen begreift.[3] Es ist genau umgekehrt. Die Masse der Bevölkerung hat nur eine Aufgabe – und das wird in Krisenzeiten besonders deutlich –, sie muss zu ihrem Schaden sich dem Staatswohl unterordnen und durch ihre Arbeit für die Ausstattung des Staates mit den notwendigen Mitteln für seine gewalttätige Durchsetzung nach innen und außen sorgen.

Und der Schaden, den der Staatsbürger im Schulterschluss mit den Regierenden riskiert, kann bis zu seinem vorzeitigen Ableben gereichen:

Am Donnerstag, 3. März, „sprach Moma-Moderator Til Nassif im Interview mit Vitali Klitschko, dem Bürgermeister von Kiew. Nassif wollte wissen, ob Klitschko Angst habe, den Ukraine-Krieg möglicherweise nicht zu überleben – der antwortet trocken, mit einem Schulterzucken: ‚Es ist eine Ehre, für sein Land zu sterben.‘“ (Focus-Online)

Der Krieg ist nicht nur mörderisch, sondern auch selbstmörderisch. Darum gibt es für weite Teile der Bevölkerung nie gute Gründe für einen Krieg! Am 10. März äußert sich im Morgenmagazin des ZDF eine verzweifelte ukrainische Frau:

„Schmerz, ich fühle Schmerz. Das sind Städte voller Helden: Charkiw, Cherson, Kiew. Aber wir wollen keine Helden sein, wir wollen nur am Leben bleiben.“

Man sollte sich nicht auf eine Seite der konkurrierenden Staatenwelt schlagen. In jeder Hinsicht gereicht eine solche Haltung zum eigenen Schaden. Die konkurrierenden Staaten selbst sind unsere Gegner.

Rätekommunistisches Kollektiv Düsseldorf


[1]   Titel einer antimilitaristischen Schrift von Ernst Friedrich. „Im Ersten Weltkrieg einberufen, verweigerte er den Kriegsdienst aus Gewissensgründen. Da er sich dagegen wehrte, eine Uniform anzuziehen, wies man ihn in eine Beobachtungsstation für Geisteskranke ein.“ (Wikipedia)

[2]   Der ukrainische Staat kalkuliert umgekehrt nicht anders!

[3]   Der Westen begründet seine Standhaftigkeit gegen russische Ansprüche mit der Absicherung von Freiheit und Demokratie. Wobei hier die Freiheit des Eigentums verstanden wird, die die Scheidung der Gesellschaft in profitorientierte Produktionsmittelbesitzer und davon Lohnabhängige bedingt. Die Demokratie ermöglicht eine unbeschränkte Herrschaft auf Grundlage der periodischen Zustimmung der Bevölkerung.

7 Comments on “Rätekommunistisches Kollektiv Düsseldorf: Krieg dem Kriege!

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